Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

[Jena den 28. Juli Donnerstag. 1796.]

Hier die Xenien, welche mir baldmöglichst zurückzusenden bitte. Was ausgestrichen ist, bleibt theils weg, theils ist es schon gedruckt oder für den Druck herausgeschrieben. Aenderungen in dem ausgestrichenen sind also entweder unnöthig oder auch schon zu spät. Die Namen unter d einzelnen Versen bedeuten nichts, und es ist auch nicht dabey geblieben.

Für die Comödie will ich Stimmen zu werben suchen und gleich bey dem Hausherrn anfangen, der sonst dazu geneigt gewesen ist. Für meine Frau besonders wird es mir sehr lieb seyn, wenn es zur Ausführung kommt. Diese befindet sich recht erträglich; der Kleine leidet viel von Säure und Krämpfen, doch scheint er sich nach und nach an die neue Nahrung zu gewöhnen. Man sollte nicht denken, daß man bei soviel Sorgen von innen und außen einen leidlichen Humor behalten oder gar Verse machen könnte. Aber die Verse sind vielleicht auch darnach.

Für den Roman fürchte ich übrigens gar nichts. Das wenige was noch zu thun ist hängt von ein paar glücklichen Apperçus ab, und im äußern Gedränge pflegt man oft die wunderbarsten Offenbarungen zu erhalten.

Meyers Stimme aus Florenz hat mich recht erquickt und erfreut. Es ist eine Lust ihn zu hören, mit welcher zarten Empfänglichkeit er das Schöne aufnimmt, und bey einem so denkenden und analysierenden Geist, wie der seinige, ist diese Rührungsfähigkeit, diese offene Hingebung eine unendlich schätzbare Eigenschaft.

Seine Idee zu einem Bilde scheint mir überaus glücklich und mahlerisch zu seyn. Schreiben Sie ihm, so bitte ich ihm recht viel freundschaftliches von mir zu sagen.

Die Idylle ist abgedruckt und ich werde den Probebogen nächstens schicken. Die zur Eisbahn gehörigen Xenien (Mittelalter u Individualität abgerechnet) habe ich in Ein Gedicht zusammen geruckt und die einzelnen Ueberschriften weggelassen. Dasselbe läßt sich im Kleinen auch noch bey einigen andern thun und wird die Mannigfaltigkeit der Formen vermehren. Vielleicht haben Sie auch Lust die Newtoniana so zu ordnen.

Für den Brief Ihrer Mutter danken wir schönstens. Außer dem, was er historisches enthält, interessierte uns die Naivetät ihrer eigenen Art und Weise.

Der Himmel weiß, wie es uns noch ergehen wird. Unter diesen Umständen werden Sie Meiers tröstliche Nachrichten über die Hinreise nach Italien schwerlich benutzen können.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau grüßt schön.

Sch.