Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Luise von Lengefeld

Jena den 26. Juli [Dienstag] 96.

Nur ein paar Worte chère Mère damit Sie wissen, wie es nach Ihrer Abreise um uns steht. Mit dem Kleinen geht es noch so, wie Sie ihn verlassen haben, und Starke meynt, daß ihm die Säure zu schaffen mache, und alle seien Krämpfe davon herkommen, deßwegen er ihm auch Magnesia verordnet hat. Lolo ist recht brav, und umarmt chère mère tausendmal. Ich lasse sie die nächste Post- und Botentage noch nicht schreiben, und was also neues geschieht müssen Sie von mir sich erzählen lassen. Daß die Franzosen in Würzburg, ja schon in Schweinfurt sind wissen Sie wohl; doch ist noch immer keine Gefahr, daß sie uns einen Besuch machen. Die Frau aber könnte es wohl aus Bonnland hierher treiben.

Wir wünschen daß chère Mère recht glücklich angekommen ist, und Alles eben so dort gefunden haben möge.

Tausendmal danken wir Ihnen für Ihr Hierseyn; seit Sie weg sind fühlen wir uns so einsam und verlassen. Adieu chère Mère. Nächsten Sonnabend hoffe ich Ihnen wieder gute Nachrichten zu geben. Karl grüßt schön, Lolo küßt Chère Mère tausendmal die Hände.

Ihr gehorsamster Sohn
Schiller.          

[Adresse:]
                      An Frau
  Ober-Hofmeisterin von Lengefeld
              geb. von Wurmb
                                          in
fr.                                Rudolstadt.