Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Dienstag Abend. 12. Jul. [Dienstag 1796].

Noch steht es um die kleine Gesellschaft so gut, als mans nur wünschen kann. Meine Frau getraut sich, selbst zu stillen, welches mir auch sehr erwünscht ist.

Donnerstag wird die Taufe seyn. Wenn die Umstände so ruhig bleiben, wie sie jetzt sind, so wird mein Gemüth heiter genug seyn, das achte Buch des Romans noch einmal mit Besonnenheit zu durchgehen, ehe ich es Ihnen zurücksende.

Es hat nichts zu sagen, wenn die nächste Lieferung des Cellini auch kleiner ausfällt. Ich habe allerley, nicht unbrauchbares, das Monathstück zu füllen.

Sie haben mir noch nicht geschrieben, wie es mit der Zeichnung und dem Kupferstich zu Hirts Aufsatze steht.

Daß ich Ihren Kopf nicht zu dem dießjährigen Almanach bekommen kann, thut mir sehr leid. Eine Verzierung müssen wir einmal haben und das wäre doch die vernünftigste gewesen. Da ich unter den lebendigen keinen andern Kopf mag, so werde ich das Portrait von Uz, der kürzlich verstorben ist, zu bekommen suchen. Es giebt uns so ein Ansehen von Billigkeit und Honeteté, wenn wir einem aus der alten Zeit diese Ehre erweisen. Vielleicht können Sie mir durch Knebeln dazu verhelfen. Ich bezahle gern was ein Gemählde oder eine Zeichnung kosten kann.

Leben Sie aufs beßte wohl. Meine Frau grüßt schön. Frau Charlotte wird das Kind heben; es ist ihr eine große Angelegenheit, und sie verwunderte sich, daß sie es nicht in Ihrer Gesellschaft sollte, besonders da der Junge auch einen Wilhelm unter seinen Nahmen hat.

Leben Sie recht wohl.

Sch.