Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena den 12. Jun. [Sonntag] 96.

Die gestern überschickten Xenien haben uns viel Freude gemacht, und so überwiegend auch der Haß daran Theil hat, so lieblich ist das Contingent der Liebe dazu ausgefallen. Ich will die Musen recht dringend bitten, mir auch einen Beytrag dazu zu bescheeren. Einstweilen nehmen Sie meine Ceres, als die erste poetische Gabe in diesem Jahre, freundlich auf und fänden Sie einen Anstoß darinn, so machen Sie mich doch darauf aufmerksam.

Die Xenien hoffe ich Ihnen auf den nächsten Freitag in Abschrift schicken zu können. Ich bin auch sehr dafür, daß wir nichts criminelles berühren, und überhaupt das Gebiet des frohen Humors so wenig als möglich verlassen. Sind doch die Musen keine Scharfrichter! Aber schenken wollen wir den Herren auch nichts.

Körner schreibt, daß die Victorie für 8 Ldors erhandelt und also Ihre sey. Er grüßt Sie mit seinem ganzen Hause aufs schönste.

Leben Sie recht wohl.

S.

      verte

Herder schrieb mir gestern, und sehr freundschaftlich, schickte mir auch die Humanität. Er verspricht Beyträge sowohl zu den Horen als zum Almanach.