Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Jena, den 21. [Montag] März 96.

Ich reise übermorgen auf 14 Tage nach Weimar, woraus Du siehst, daß ich mir etwas zutraue. Es ist aber freilich ein Wagestück, denn außer zweimal Spazierenfahren in diesen schönen Tagen, bin ich seit dem Herbst nicht vor die Hausthür gekommen. Goethe, bei dem ich logiren werde, will es mir aber so bequem machen, wie ichs bei mir habe; und da ich in Weimar nicht auszugehen brauche, so macht bloß die Hin- und Herreise eine Veränderung in meinem gewöhnlichen Leben. Er reist alsdann wieder mit mir hieher, wo er solange bleiben wird, bis Ihr kommt, um seinen Meister zu vollenden.

Iffland kommt auf den Charfreitag1 nach Weimar, um einige Wochen dort zu spielen. Es ist Schade, daß Ihr nicht eine Monat früher Euch auf die Reise machen könnt, um noch davon zu profitiren. Dies ist es übrigens nicht, was mich selbst nach Weimar zieht, denn ich werde ihn schwerlich spielen sehen, da ich in dieser Jahreszeit nicht bei Nacht aus dem Hause kann.

Kannst Du mir sagen, ob Funk etwa Lust hat; während Eures Hierseyns hierher zu kommen.

In meinen Arbeiten, wo ich seit Neujahr zu keiner Entscheidung kommen konnte, bin ich nun endlich ernstlich bestimmt, und zwar für den Wallenstein. Seit etlichen Tagen habe ich meine Papiere vor, weil ich doch schon manches, den Plan betreffend, darüber notirt, und ich gehe mit großer Freude und ziemlich vielem Muthe an diese neue Art von Leben. Von meiner alten Art und Kunst kann ich freilich wenig dabei brauchen; aber ich hoffe in der neuen nun schon weit genug zu seyn, um es damit zu wagen. Soviel weiß ich, ich bin auf gutem Wege, und erreiche ich auch das lange nicht, was ich von mir fodre, so erreiche ich doch mehr, als ich in diesem Fache sonst geleistet habe. Eine große Freude wird mirs seyn, mit Dir darüber zu reden; denn wenn Du kommst, hoffe ich in dem Plan schon wichtige Fortschritte gemacht zu haben.

Der Musenalmanach wird dieses Jahr nicht erscheinen2; aber unsere Epigramme werden wir, wenn das 1000 voll wird, gemeinschaftlich in einem eigenen Band herausgeben. Davon mündlich ein Mehreres.

Dein

Sch.