Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena, den 13. März [Sonntag] 96.

Ihre Bedenklichkeiten in Betreff des MusenAlmanachs lieber Freund, sind nun auf eine andere Art gehoben, die Ihnen wahrscheinlich nicht mißfallen wird. Ich setze nehmlich mit dem Almanach für das folgende Jahr ganz aus, und anstatt desselben gebe ich in Verbindung mit Göthen ein poetisches Werk heraus, an welchem wir schon seit etlichen Monaten angefangen zu arbeiten. Ich kann Ihnen von dem Innhalte desselben nicht wohl schrieben, aber mündlich sollen Sie einen deutlichen Begriff davon erhalten. Die Einkleidung des Werks ist völlig neu, und der Innhalt für Jedermann.

Es ist aber unsere Absicht zugleich, durch die äußere Eleganz dem Göschenschen Wieland etwas gegenüber zu stellen, was ihn wo möglich verdunkeln soll, und dazu möchte nun ein starker Aufwand gemacht werden müssen. Das Werk soll in 4to gedruckt werden, mit lateinischer Schrift, und sehr vielem Spatium. Es wird, auf diese Art gedruckt, 23-24 Bogen betragen, auch werden wir einige KupferVerzierungen dazu besorgen, wenn wir sie von großen Meistern erhalten können. Da wir es nicht unter 100 Alten Ldors Honorar hingeben können und das Typographische leicht eben soviel kosten kann, so machen Sie nun Ihren Anschlag, ob es etwas für Sie ist. Auf jeden Fall, glaube ich, ist es vortheilhaft für Sie, auch im Typographischen etwas Bedeutendes zu leisten, und sich auf diese Art in Respect zu setzen. Zu Göschens Mortification, der uns beyde so plump behandelte, wünschte ich es sehr, daß Sie und kein anderer der Verleger wäre. Dann findet sich der Umstand doch nicht alle Tage, daß 2 poetische Schriftsteller sich in Einem poetischen Werke vereinigen; in Deutschland ist der Fall noch nie vorgekommen, und schon von dieser Seite würde das Werk Sensation erregen.

Ueberlegen Sie die Proposition, doch erwähnen Sie gegen Niemand, wer es nicht nothwendig wissen muß, von der Sache. Wir wollen auf einmal, ohne den geringsten Avis voran zu schicken, plözlich damit vor das Publicum treten, und Freund und Feind damit auf verschiedene Art überraschen.

Das nächste Jahr erscheint dann der MusenAlmanach für 1798, und da ein Jahr übersprungen worden, so kann Ihnen Michaelis und Niemand Vorwürfe machen.

Erkundigen Sie Sich doch gelegenheitlich beim Professor Müller ob er uns wohl einiges, für 4t Format, stechen würde, wenn man ihm sehr gute Zeichnungen schickte. Wahrscheinlich würden wir diese aus Rom bekommen, weil wir dort einiges copieren lassen möchten. Je mehr und je bessere KupferVerzierungen im Buche sind, desto höher können Sie den Preiß setzen und so wieder zu Ihrem Gelde kommen. Leben Sie recht wohl. Ganz der Ihrige

Sch.