Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Jena, den 8. März 96.

Hier das neue Stück der Horen1, welches Du ein wenig mager finden wirst. Dafür wird es vom 4ten Stücke an reicher und besser hergehen. Goethe hat interessante Beyträge dazu unter der Feder, und auch Schlegel hat schöne Sachen geschickt.

Ich werde, so Gott will, vor dem October nichts dafür zu thun brauchen, und während dieser Zeit in der Poesie leben und weben. Biß jetzt habe ich mich aber wegen Unpäßlichkeit und Zerstreuungen von außen noch immer nicht hinein finden können, und ich fürchte, ich halte mich in dieser Unschlüssigkeit hin, biß Du kommst.

Vielleicht hat Dir Schlegel schon gesagt, daß sein Bruder in 3 Wochen nach Dresden kommen wird, wo er einen Monath zu bleiben gedenkt, und dann nach Jena kommt. Er wird also grade mit Euch hier eintreffen. Daß Voss etwa im May herkommen wird, habe ich Dir, wie ich denke, schon geschrieben.

Jetzt sind es nur noch 6 Wochen biß zur Eurer Ankunft. Gebe der Himmel, daß Ihr alle recht wohl bleibt, und daß nichts unsere Freude störe.

Lebe recht wohl. Ich habe heute einen schrecklichen Posttag, daß ich mich kaum besinne.

Dein

Sch.