Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Ferdinand Huber

Jena den 10. Febr. [Mittwoch] 96.

Nur zwey Worte mein lieber auf die Anfrage in Deinem Brief, um Deinen Freund nicht aufzuhalten. Dein Brief v. 14 Januar datirt ist erst vor wenigen Tagen hir angelangt.

Aus Erfurth sind alle Emigrierten vor nicht langer Zeit durch den Churfürsten verbannt worden. Da sich eine sehr große Menge in diesem Ort gehäuft hatte, so ist ein sehr ansehnlicher Theil solcher Emigrierten in das Weimarische Land gegangen, wo man ihn bißher ohne Schwierigkeit aufnahm; doch muß die größere Menge sich in den Landstädten aufhalten, die freilich zwar einen wohlfeilern Unterhalt verschaffen, als die Schweitz, aber natürlicherweise höchst traurig sind.

In Weimar sind indeßen ziemlich viele, und die von Stande besuchen den Hof. Man ist in dem jetzigen Moment (für den folgenden kann ich freilich nicht gut sagen) sehr gut auf sie zu sprechen. Auch Mounier ist seit einigen Monaten in Weimar, wo er einem Engländer zu Gesellschaft dient. Kennt Dein Freund den Herzog persönlich, so wird er ihn leicht disponieren können, ihm den Aufenthalt in Weimar zu erlauben. Aber persönliche Bekanntschaft und die eigene Gegenwart des H. v. Sandoz muß das bewirken. Eine Anfrage ist schlechterdings nicht zu wagen, weil man es da gewiß wo nicht abschlagen doch widerrathen würde, da über den Zulauf der Franzosen im Weimarischen schon viel Unzufriedenheit herrscht. Auch Göthen sage ich nichts davon, da er gar kein Freund der Emigrierten ist, die in Weimar alle über ihn klagen. Zwar thut er keinem was zu leide, aber er nimmt sich auch keines an, und würde ihre Anzahl eher zu vermindern als zu vermehren wünschen.

Außer dem Weimarischen ist übrigens gar nichts für sie zu machen.

Mein Rath wäre also, Dein Freund reißt ohne weitere Praeliminarien nach Weimar, wo er unter den Emigrierten gewiß einen findet, der ihn dem Herzog vorstellt und demselben zugleich von den Umständen des H. v. Sandoz Nachricht gibt. Alsdann zweifle ich gar nicht, daß man ihm den Zutritt zu Hof, wie den andern erlauben werde.

Soviel von dieser Sache. Es hat mich gefreut, von Deinem Wohlbefinden zu hören. Mit mir ist es immer das Alte, und bey mir ist alles gesund. Körners kommen auf Ende Aprils zu mir um 14 Tage hier zu bleiben. Ich werde mich dann auch Deiner erinnern, und die alte Freundschaft wieder in Anregung bringen.

Dein

Sch.