Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

Jena den 5. Febr. [Freitag] 96.

Die Sammlung wächst uns unter den Händen, daß es eine Lust ist. Es hat mich gefreut auch mehrere politische unter den neuen anzutreffen; denn da wir doch zuverlässig an den unsichern Orten confisciert werden, so sähe ich nicht, warum wir es nicht auch von dieser Seite verdienen sollten. Sie finden 40-42 neue von mir; gegen 80 andre die zusammen gehören und in Kleinigkeiten noch nicht ganz fertig sind, behalte ich noch zurück. Reichardt ist gut recommandiert, aber er muß es noch mehr werden. Man muß ihn auch als Musiker angreifen, weil es doch auch da nicht so ganz richtig ist, und es ist billig, daß er auch biß in seine letzte Vestung hinein verfolgt wird, da er uns auf unserem legitimen Boden den Krieg machte.

Daß Sie mit einzelnen Parthien aus dem Cellini anfangen wollen, ist mir sehr lieb zu hören. Das wird Sie am beßten hinein bringen; denn wo es die Sache leidet, halte ich es immer für beßer, nicht mit dem Anfang anzufangen, der immer das schwerste und das leerste ist. Sie schreiben mir nichts, ob ich von Ihnen etwas für das III Horenstück zu hoffen habe. Dieß müßte ich aber freilich binnen 3, 4 Wochen spätestens haben. Jetzt lebe ich noch von dem abscheulichen Tourville. Von dem Properz wünschte ich binnen 8 Tagen die zweyte Lieferung. Herder hat sich auf unbestimmte Zeit von den Horen disensiert. Ich weiß nicht, wo diese Kälte herkommt, oder ob er wirklich durch eine andere Arbeit abgehalten wird.

Daß die Horen von diesem 1. Monat noch nicht hier sind, ist eigentlich meine Schuld, weil mein Aufsatz, der, den Sie hier lasen, erst vor 4 Wochen abgieng. 3 Wochen gehen auf die Hin und Her Reise und 1 Woche auf den Druck auf. Morgen kommen die Exempl. gewiß, denn das p Briefpost übermachte habe ich schon seit dem Montag in Händen. Der neue Druck nimmt sich beßer aus, auch das Papier wird mehr Beyfall haben.

Auf das neue aus dem Meister freue ich mich, wie auf ein Fest. Auch ich werde, ehe wir über das Ganze sprechen, mich mit dem bißherigen noch mehr familiarisieren.

Körner schreibt mir, daß er zu Ende Mays hieher zu kommen und 14 Tage hier zuzubringen hoffe, worauf ich mich sehr freue. Gewiß wird sein Hierseyn auch Ihnen Vergnügen machen. Da auch Schlegel dieses Frühjahr kommt, und vermuthlich auch Funk einen Monath hier zubringt, so wird es ziemlich lebhaft bey mir werden.

An Knebeln will ich mit dem Horen-Exemplare, das ich an Sie beylegen werde abschläglich 15 Ldors senden. Da der Properz nicht soviel Bogen füllt, als ich anfangs dachte, so wird diese Summe, die über die Hälfte des ganzen Honorars beträgt, schon anständig genug seyn.

Leben Sie recht wohl. Meine Frau grüßt schönstens.

Sch.