Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Jena, 7. Januar [Donnerstag] 1796.

Hier das zwölfte Stück, dem ich eine gute Aufnahme wünsche. Deinen Brief erhielt ich gerade, als Goethe bei uns war, und gab ihm solchen zu lesen, weil Du über seine Beiträge zum Musenalmanach so urtheiltest, als er es vertragen kann. Er war auch sehr wohl mit Deiner Kritik zufrieden.

Herders Poesien sind zwar gar nicht unbedingt zu loben, aber Du urtheilst doch offenbar zu hart davon; besonders da Du gegen einige andere, wie Woltmann, Schlegel u. a. so tolerant bist. – Deine Bemerkungen über Kants Schrift mußt Du mir noch einige Zeit lassen, da ich die Schrift selbst noch nicht gelesen. – Mit Deinem Aufsatze hältst Du doch hoffentlich einmal Wort? Ich wünschte ihn für das dritte Stück dieses Jahrganges, und müßte ihn also binnen vier Wochen haben. – Wenn Du Friedrich Schlegel siehst, so grüß ihn von mir und sag’ ihm, daß ich ihm mit nächstem antworten würde1. – Ueber naive und sentimentalische Poesie enthält das erste Stück des neuen Jahres noch drei Bogen, und damit ist meine philosophische und kritische Schriftstellerei für die Horen auf eine ziemlich lange Zeit geschlossen. Welche poetische Arbeit ich zunächst vornehmen werde, kann ich noch nicht sagen. Zu einem Schauspiel aber kann ich nicht eher kommen, als bis ich sechs ganz freie Monate für mich voraussehe; welches in diesem Jahre, auch schon des neuen Musenalmanachs wegen, nicht wohl zu hoffen ist.

S.

Eben ist Funk angekommen. Ich freue mich sehr auf ihn.