Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wilhelm Schlegel

Jena den 5. 8br. [Montag] 95. 

Meinen Brief vom 14. Sptbr haben Sie wie ich hoffe erhalten. Ich vergaß in demselben bey Ihnen anzufragen, ob der Roman, zu welchem die Zwey im Almanach abgedruckten Gedichte gehörten, nicht ein Beytrag für die Horen werden könnte? Wir könnten ihn in den Monathstücken des nächsten Jahrs vertheilen, und biß auf wenige Bogen, welche die Entwicklung betreffen, würde er ganz in diesem Journal stehen können. Ein Jahr nach dem Abdruck des letzten Fragments aus demselben würde er ohne Anstand besonders erscheinen können. Haben Sie die Güte mir diese Anfrage zu beantworten. 

Ihrem versprochenen Beytrage zu dem nächsten Stücke d. H. sehe ich mit Verlangen entgegen. 

Beyliegendes Neuntes Stück enthält einige Gedichte von mir, die Sie aus den übrigen wohl herausfinden werden. Sie haben in Bürgers Academie d. Redekünste ein so geistreiches Urtheil über meine Künstler gefällt, das sich einem solchen Leser und Kunstrichter Genüge zu thun lebhaft interessiert bin. 

Auf Apollos Geburt ist von Göthen übersetzt. Homer etc. hat Herdern zum Verfasser, von dem im nächsten Stück auch eine Abhandlung über Ossian folgt. 

Wie gefielen Ihnen die Göthischen Elegien im VI. Stück? 

Ich bin begierig zu erfahren, wo diesen Winter Ihr Auffenthalt seyn wird? 

Leben Sie recht wohl und widmen mir ein freundschaftliches Andenken 

F Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 286. Z. 30. Schlegel erwiderte in Z., daß der Stoff zu einem Romane, worin die Gedichte Platz finden könnten, nur noch sehr fragmentarisch in seinen Papieren und in seinem Kopfe liege. „Die Bemerkung, daß die Gedichte aus einem Romane seien, haben nur ihre Zusammengehörigkeit kennzeichnen sollen.“
2 Zu S. 287. Z. 6. Mit Z. schickte Schlegel die Briefe über Poesie. Schon im Briefe vom 6. August hatte er ohne Angabe des Inhalts einen neuen Beitrag verheißen. 
3 Zu Z. 10. Vgl. zu Nr. 385.