Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an den Herzog Friedrich Christian von Augustenburg

Jena, 5. Octob. [Montag] 1795. 

         Durchlauchtigster Herzog, gnädigster Herr, 

Wenn die bisher erschienenen Lieferungen der Horen durch ihren speculativen Innhalt sehr oft ermüdend und unfruchtbar gewesen, so ist vielleicht dieses Neunte Stück, welches ich Euer Herzoglichen Durchlaucht unterthänigst zu überreichen wage, von einem mehr unterhaltenden Innhalt. Mehrere philosophische Ideen sind darinn in ein freyeres poetisches Gewand eingehüllt, und empfehlen sich vielleicht in dieser Gestalt dem Kenner des Schönen. 

Nach einer langen Trennung von der poetischen Muse habe auch ich es wieder gewagt, in dieser Gattung Versuche zu machen und möchte es mir gelungen seyn, den Geschmack Euer Durchlaucht und der ganzen feineren Welt mit den bisherigen metaphysischen Uebungen auszusöhnen. Auf jedem Wege, in jeder Form suche ich immer und ewig dasselbe, die Wahrheit. Gelingt es mir auch nicht auf allen, sie zu finden, oder der gefundenen Eingang zu verschaffen, so kann ich von einem Herzen, wie das Ihrige ist, wenigstens Anerkennung meines guten Willens und redlichen Eifers hoffen.

Mit den Gesinnungen der tiefsten Devotion ersterbe ich 

Euer Herzoglichen Durchlaucht 

unterthänigster 

Fridrich Schiller.