Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

J. den 18. Sept. [Freitag] 95. 

Nach Verlangen folgt hier das Mährchen. Wenn ich es nur in 8 Tagen zurück erhalte, so kommt es noch recht zum Druck. 

Für die tröstlichen Nachrichten, die Sie mir von den Horen geben, danke ich herzlich. Auch ich hoffe, dass uns die letzten Stücke wieder Glück bringen sollen. Sie enthalten gerade von demjenigen, was man an den vorhergehenden vermißte, viel: nämlich Poesie u. Erzählung. Vor einigen Tagen schickte mir auch Engel wieder einen, über 3 gedruckte Bogen starken, Aufsatz von einem für das Publicum sehr passenden Inhalt, theils Dialog, theils Erzählung; kein Wunderwerk des Genies freylich, aber gerade so, wie unsre werthen Leser es lieben. Daß aber auch diejenigen etwas erhalten, welche für dergleichen Oblationen zu gut sind, werden Sie noch sorgen, wie ich fröhlich und festiglich glaube. 

Für das Xte Stück wäre durch das Mährchen gesorgt. Es ist also nur noch das Eilfte, worauf es ankommt, und worinn wir unsere Stärke konzentrieren müssen. Besonders ist es auch um Mannichfaltigkeit zu thun. 

Wenn Sie doch auch Herdern bewegen wollten, kleine Sachen, wie Epigramme im Geschmack der Anthologie etc. in die letzten Stücke zu stiften. 

Humboldt schreibt mir aus Berlin, daß man von den 3 letztherausgekommenen Horenstücken sehr gut spreche. 

Wenn Sie das Archiv d. Zeit und die Genzische Monathschrift früher als ich erhalten, so sind Sie wohl so gütig, mir die prächtigen Sachen auch mitzutheilen. 

Ich freue mich Sie bald hier zu sehen. Wir beyde grüßen Sie beßtens. 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 272. Z. 4. Herr Lorenz Stark, von Engel. 
2 Zu Z. 9. Goethes Märchen war für das Jahr 1795 sein letzter Horenbeitrag. 
3 Zu Z. 16. Herder lieferte noch 12 Gedichte für die 3 letzten Horenstücke 1795. 
4 Zu Z. 18. Vgl. Humboldt an Sch. vom 11. Sept. Zu Z. 20. Vgl. X.