Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

[31. Aug. Montag. 1795.] 

Hier das 8te Stück der Horen. Gern hätte ich Dir den Rest meiner Gedichte mitgeschickt; aber mein Abschreiber hat für den Almanach und das 9te Horenstück alle Hände voll zu thun. Etwas will ich aber doch wo möglich noch beilegen. 

Die Macht des Gesanges hat Reichardt componirt; aber an dem Tanz, den ich sehr gern componirt gewünscht hätte, verzagte er. Er meint, daß derselbe nur im Großen und mit ganzer Partitur könne ausgeführt werden. Wie wärs, wenn Du Dich daran versuchen wolltest? Nicht für den Almanach, aber zum Genuß unter Freunden. 

Jetzt erwarten Dich noch, die Kleinigkeiten nicht gerechnet, zwei Hauptgedichte von mir, wovon das eine besonders mein poetisches Hauptwerk ist, das ich je gemacht. Die nächste Post wird Dir sie bringen. Auch erscheint es im 9ten Stücke der Horen, weil es mir für den Almanach zu ernsthaft und zu bedeutend war. Du glaubtest neulich, daß wir verlegen wären, Herrn Voß mit seinem Almanach die Spitze zu bieten. Aber ich hoffe, Du sollst eine andere Idee von unserem Almanach bekommen, wenn Du ihn erst ganz in Händen hast. Im IIten Bande von Voß Gedichten ist auch nicht Eins, das von Bedeutung wäre, und ich darf hoffen, daß die eine Hälfte unseres Almanachs vortrefflich und die andere wenigstens gut ist.

Lebe wohl. Ich habe heute eine fürchterliche Briefexpedition. – Möchten Euch die Gedichte Freude zusammen machen, und Euch an den alten Freund vis-à-vis erinnern. 

               Dein 

Sch.


Bemerkungen

1 Zu S. 248. Z. 27. Die Komposition war am 31. Aug. bei Schiller eingetroffen.
2 Zu S. 249. Z. 4. Das Reich der Schatten und Würde der Frauen. 
3 Zu Z. 9. Vgl. Körner an Sch. d. 23. Aug.