Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wolfgang von Goethe

J. den 25. März [Mittwoch] 95. 

Ich erhielt heute wieder einen Brief, worinn mir der alte Antrag von Tübingen mit dem Zusatz erneuert wurde, dass ich von allen öffentlichen Functionen dispensiert seyn, und völlige Freyheit haben solle, ganz nach meinem Sinn auf die Studierenden zu wirken u. s. f. Ob ich nun gleich meine erste Entschließung nicht geändert habe und auch nicht leicht ändern werde, so haben sich mir doch bey dieser Gelegenheit einige ernsthafte Ueberlegungen in Rücksicht auf die Zukunft aufgedrungen, welche mich von der Nothwendigkeit überzeugen, mir einige Sicherheit auf den Fall zu verschaffen, daß zunehmende Kränklichkeit an schriftstellerischen Arbeiten mich verhindern sollte. Ich schrieb deßhalb an d, H. G. R. Voigt, und bat ihn, mir von unserm Herrn eine Versicherung auszuwirken, daß mir in jenem äußersten Fall mein Gehalt verdoppelt werden solle. Wird mir dieses zugesichert, so hoffe ich es so spät als möglich oder nie zu gebrauchen; ich bin aber doch wegen der Zukunft beruhigt, und das ist alles was ich vor der Hand verlangen kann. 

Da Sie vielleicht davon sprechen hören und sich nicht gleich darein zu finden gewußt haben möchten, so wollte ich Ihnen in zwey Worten davon Nachricht geben. 

Nächsten Sonntag erwarten wir Sie mit Verlangen. Alles begrüßt Sie. 

Sch. 

[Adresse:] 
              Des Herrn 
   Geheimderath von Göthe 
             hochwohlgeb. 
            in 
    fr.                           Weimar.


Bemerkungen

1 Zu S. 151. Z. 17. Vgl. Abels Brief an Sch. vom 6. März. Brfw. m. C. S. 73. 
2 Zu Z. 28. Vgl. Nr. 835.