Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Immanuel Kant

Jena den 1 März [Sonntag] 1795. 

         Verehrtester Herr Professor, 

Ich habe Ihnen im vorigen Sommer den Plan zu einer Zeitschrift vorgelegt, mit der Bitte, irgend einigen Antheil an derselben zu nehmen. Die Unternehmung ist zur Ausführung gekommen, und ich lege Ihnen hier die zwey ersten Monatstücke vor, herzlich wünschend, daß diese ersten Proben Sie geneigt machen möchten den vereinigten Wunsch unserer Societät zu erfüllen, und unsere Schrift mit einem kleinen Beytrage zu beschenken. 

Besonders wünschte ich, daß Sie die darin vorkommenden Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen, als zu deren Verfasser ich mich gegen Sie bekenne, Ihrer Prüfung wert finden möchten. Es sind dieß die Fürchte, die das Studium Ihrer Schriften bey mir getragen, und wie sehr würde es mir zur Aufmunterung gereichen, wenn ich hoffen könnte, daß Sie den Geist Ihrer Philosophie in dieser Anwendung derselben nicht vermissen. 

Mit unbegrenzter Hochachtung verharre ich 

         Ihr 
                  aufrichtigster Verehrer 

Fr. Schiller.


Bemerkungen

Der Brief ist wohl der Einschluß zu Nr. 824.
1 Zu S. 137. Z. 20. Vgl. Nr. 719. 
2 Zu Z. 30. Kant antwortete in Z.: Die Briefe über die ästhetische Erziehung finde ich vortrefflich und werde sie studiren, um Ihnen meine Gedanken hierüber dereinst mittheilen zu können. Weniger günstig urteilte er über W. v. Humboldts Aufsatz über den Geschlechtsunterschied.