Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena 20. Febr. [Freitag 1795.] 

Ich sende Ihnen hier den Anfang des Manuscripts zum dritten Stücke und bitte Sie, den Setzer sogleich Hand anlegen zu lassen, daß wir vorwärts rücken können. Es sollte mir sehr leid seyn, wenn das 2te Stück nicht die verlangten 8 Bogen enthielte; denn es sind mir schon mehrere Beschwerungen über die Kürze des 1ten Stücks zu Ohren gekommen. Eben so leid wäre mirs, den 5ten Aufsatz abgebrochen zu sehen, da er sich nicht recht zum Zerstückeln qualifiziert. Hätten Sie lieber 2 Setzer eintreten lassen, um diesem Uebelstand auszuweichen; denn am Anfang des Journals dürfen wir uns durchaus kein torts gegen das Publicum geben, wenn der gute Wille nicht dadurch eingebüßt werden soll. 

Meinen letzten Brief, worinn ich Ihnen ein Schreiben von Baron Herbert aus Klagenfurth beygelegt, werden Sie jetzt haben. Ich bitte, diesen Auftrag recht bald zu besorgen. Ich lege hier noch einen Brief bey, mit Bitte, dem Verfasser desselben, wie er wünscht, jedes Monathsstück unter der angeführten Adresse mit der Briefpost zuzusenden. Das 1ste Stück welches ich noch vorräthig hatte, habe ich ihm von den 6 Exemplarien, die Sie mir zum Verschenken überlassen abgegeben. Das pränumerierte Geld, welches er an mich schickte, gehört Ihnen, und kann mir in Rechnung gebracht werden. 

Geben Sie mir doch gelegenheitlich Nachricht, ob und in welchem Nahmen die Horen nach Dänemark sind verschrieben worden. 

Wie steht es überhaupt mit den Bestellungen? Sie können denken, daß ich auf den ersten Brief von Ihnen, der mir sagt, daß Sie die Unternehmung für geborgen halten, sehr begierig bin. Was mich betrifft, so hänge ich mit ganzem Interesse an derselben und widme ihr meinen ernstlichsten Eifer. 

Seyen Sie daher eher froh als unzufrieden, daß mein Etablissement in Tübingen nicht zu Stande kommen kann; denn die Horen wären das Opfer davon geworden, wenn ich ja die mir gemachten Bedingungen hätte annehmen können. Nur die völligste Freyheit von Geschäften macht mich zu dieser Unternehmung geschickt. 

Uebrigens läugne ich nicht, daß es mir sauer geworden ist, durch Ablehnung des mir geschehenen Antrags zum zweytenmal auf mein Vaterland Verzicht zu thun. Aber was man von mir foderte gieng über meine Kräfte, und das, was ich zu leisten vermögend wäre, braucht man für den Posten nicht, den man mir anbot. Eine Professur in der Philosophie auf meine eigene Art und Weise würde ich mit vergnügen angenommen haben, um in meinem Vaterland zu leben. 

Sagen Sie Abels meine herzlichsten Grüße, und empfehlen Sie mich Ihrem Freunde Zahn, dem ich auf seinen verbindlichen Brief nächstens antworten werde. 

Ihr ganz ergebener 

Schiller. 

N. S. Wenn der 5te Aufsatz des II. Stücks gar nicht oder nur zum Theil in das 2te Stück eingerückt worden ist, so machen sie ihn zum dritten Aufsatz in dem folgenden. 

Innliegenden Brief an Hubern bitte ich bald zu besorgen. Ich wußte keine bestimmte Adresse.


Bemerkungen

Empfangs- und Beantwortungsvermerk:
28. Febr.
1. März.

1 Zu S. 131. Z. 11. Der Brief war aus Würzburg (vgl. Z.). Den Absender weiß ich nicht nachzuweisen. 
Zu Z. 19. Vgl. Z. 
Zu Z. 27. Vgl. zu Nr. 815.
Zu S. 132. Z. 3. Noch einmal schrieb Prof. Abel an Sch., ob er ev. den Ruf nach Tübingen annehmen würde, wenn er ganz nach Willkühr über Geschichte und Aesthetik in seinem Hause lesen könnte. Vgl. Brfw. m. C. S. 73. Aber Schiller beharrte auf der Ablehnung. Den Ausschlag gab wohl sein Verhältnis zu Goethe. 
Zu Z. 7. Zahns Brief an Sch. kenne ich nicht. 
Zu Z. 11. Das zweite Horenstück enthielt 5 Aufsätze, als fünften W. v. Humboldts über den Geschlechtsunterschied. 
Zu Z. 14. Der Brief an Huber ist Nr. 814.