Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wilhelm Reinwald

Jena d. 21. Dec. [Sonntag] 94. 

In lauter Redactions Geschäften versunken, deren Gegenstand Du aus der Beylage ersehen wirst kann ich Dir bloß einen freundlichen Gruß schreiben, und Dich bitten, diese Anzeigen da, wo es am beßten angelegt ist, zu verbreiten. Eine davon sey so gut an den Herzog abzugeben. Ich hoffe, lieber Bruder, daß Dir die Schrift, von der darinnen die Rede ist, Freude machen soll. 

Gieb mir bald wieder Nachricht, ob ihr beyde euch wohl befindet. Mit mir geht es erträglich, wie Du schon aus meiner Activität schließen kannst. Nächstens wird die Thalia ganz geendigt seyn, und dann schicke ich dir die 2 lezten Stücke, denn das 4te von 1793 habe ich Dir, wie ich denke, schon geschickt. Auch den Carlos werde ich beylegen, der eben jetzt gebunden wird. 

Ich erinnere mich vor 11 Jahren als ich noch in B. war, ein Buch aus der Bibliothek welches eine Geschichte aus der Bastille enthält, und deßen Verfaßer mit C oder mit R. anfängt, gelesen zu haben, dieses Buch wünschte ich noch ein mal zu haben, da ich es zu etwas gebrauchen kann. Vielleicht findest Du es, und Du würdest mir einen Gefallen erweisen, wenn Du es mir schicktest. Ich erinnere mich, daß es ein dicker 8 Band mit Kupfern ist. 

Meine liebe Schwester umarme ich herzlich. Der kleine Karl läuft schon seit 6 Wochen und fängt an, recht viel zu plaudern. Lebt wohl ihr Lieben. Meine Frau grüßt recht schön und ich bin ewig Dein treuer Bruder 

Schiller. 

Eben erhalte ich den Carlos gebunden und lege ihn sogleich bey.


Bemerkungen

1 Zu S. 85. Z. 27. Die Beilage sind Avertissements zu den Horen.
2 Zu S. 86. Z. 7. Der letzte Band der Neuen Thalia, der erst jetzt beendigt wurde, erschien mit der Jahreszahl 1793. Die Hefte 5 u. 6 gehörten eben noch zum Jahrgange 1793. 
3 Zu Z. 10. Am 16. Juli 1794 hatte Reinwald geschrieben: „Auch bitte ich Dich, wenn Göschen einmahl eine wohlfeile Ausgabe von Deinem Don Carlos druckt, mir sie zu verschaffen, die bisherige war mir noch zu teuer.“ Darnach scheint, daß der bereits seit Jahren geplante Neudruck des Carlos (vgl. zu Nr. 596) erst Ende 1794 zu stande gekommen ist. Ich denke, es wird die Ausgabe mit der Jahreszahl 1787, gedruckt bei Christian Friedrich Polbrig sein. Vgl. Trömel, Schiller-Bibliothek S. 31. 
4 Zu Z. 14. Es wird gemeint sein eine Übersetzung des Buches: L’Inquisition françoise ou L’Histoire de la Bastille par Mr. Constantin de Renneville. A. Amsterdam chez Etienne Roger M. D. CC. XIX. Vgl. auch Nr. 58. Maltzahn, S. 31. nennt eine deutsche Übersetzung Nürnberg bei Felsseker 1758, hatte sie aber nicht gesehen und bemerkt nicht, ob diese mit Kupfern ausgestattet war.