Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Cotta

Jena den 10. Jul. [Donnerstag] 94.

Das Paquet mit 450 fl. habe ich richtig erhalten und danke Ihnen verbindlich für die pünktliche Besorgung. Ich bin also für diese Summe Ihr Schuldner, hoffe aber, mich dieser Schuld durch die Horen bald zu entledigen. 

Zu diesen läßt es sich jetzt ganz vortreflich an. Schon sind 4 vortrefliche Männer unsrer Societät beygetreten, Göthe, Herder, Garve und Engel aus Berlin. Göthe und Herder wollen nicht nur Mitarbeiter seyn, sondern sie werden sich auch mit der Beurtheilung der eingeschickten Aufsätze befassen, und Mitglieder unsers engern Ausschusses seyn. Von Kant, Klopstock, Gottern, Jacobi aus Düsseldorf und noch einigen andern erwarte ich mit jedem Posttage Antwort. Nunmehr aber ist unsre Anzahl schon zu 12 angewachsen, und es kann gar nicht fehlen, daß sie sich in einigen Monaten nicht verdoppeln wird. 

Ich werde Wieland proponieren, den deutschen Merkur eingehen zu lassen, aber ich erwarte nicht sehr viel davon. Soviel als der Merkur ihm einträgt, kann er bey uns nicht verdienen, ohne sich weit mehr anzustrengen, als er bey dem Merkur nöthig hat. Für den Merkur ist jeder schlechte Aufsatz gut genug, und für uns müßte er ganz andere Arbeit liefern, die ihm jetzt vielleicht nicht mehr möglich ist. Er ist auch sehr furchtsam, in seinen alten Tagen noch einen Wettkampf mit jungen und rüstigen Autoren zu wagen, und ich weiß es von einer andern Gelegenheit her, daß er sich vor der Vergleichung mit andern fürchtet, der er doch in den Horen ausgesetzt seyn würde. Alsdann rechne ich auch darauf, daß der Merkur nach dem ersten Jahr der Horen von selbst fallen soll, so wie alle Journale, die das Unglück haben, von ähnlichem Innhalt mit den Horen zu seyn. 

Wenn ich von allen eingeladenen Mitgliedern die Antworten beysammen habe, so sende ich Ihnen diese in der Urschrift zu, und zugleich 2 Copieen unsers Contractes. 

Soll ich nicht etwa mit dem Buchdrucker Göpferdt wegen Druck und Papier sprechen, und ihn einen Ansatz machen lassen, was 12 Monathsstücke jedes a 9 Bogen und zu 2000 Auflage an Papier und Druckkosten betragen? 

Können Sie mir beyliegend-aufgezeichnete Schriften verschaffen und bald verschaffen, so verbinden Sie mich sehr. Die französischen Schriften würden mir gebunden am liebsten seyn. 

Ich hoffe daß Ihnen das Bad wohl bekommen seyn wird. Mit meiner Gesundheit ist es biß jetzt ganz erträglich gegangen, und ich habe gute Hofnung, daß es anhalten wird. Herrn Prof. Abel bitte ich mich beßtens zu empfehlen. 

               Der Ihrige 

Schiller. 

N. S. Zur Flora hoffe ich Ihnen nächstens einen Beytrag schicken zu können. 

(Auf einem besondern Blatt.) 

Vierhundert und fünfzig Gulden rheinisch sind mir von Herrn Cotta aus Tübingen, Vorschußweise auf den ersten Jahrgang unsrer Monatschrift: Die Horen: richtig und baar ausgezahlt worden, welches hiedurch bescheinige 

               Jena den 13. Jul. 1794. 

Fridrich Schiller. 

(Auf einem zweiten besondern Blatt.)

1) Bibliotheque de Campagne. 
2) Confessions von J. J. Rousseau. 
3) Le Sopha p. Crebilion le fils. 
4) Don Quixote. Deutsch übersetzt von Bertuch. Nachdruck. 
5) Schriften von Helfr. Peter Sturz. Nachdruck. 
6) Dreißigjähriger Krieg von mir. Nachdruck. 
7) Anthologie von mir.


Bemerkungen

1 Zu S. 468. Z. 3. Schiller hatte mündlich Cotta um das Geld gebeten, der es im Brief vom 3. Juni zu schicken versprach. Ein etwaiger Begleitbrief Cottas zu der Geldsendung fehlt. 
2 Zu Z. 8. vgl. zu Nr. 725 u. 726. 
3 Zu Z. 17. Die Anfrage bei Wieland hatte Cotta im Brief vom 24. Juni angeregt. Der Merkur bestand noch bis 1810. In demselben Briefe und schon im Brief vom 3. Juni hatte er den Dichter um einen Beitrag gebeten für seine Monatsschrift: Flora, Teutschlands Töchtern geweiht.