Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Hoven

Jean den 22 May [Donnerstag] 94.

Unsre Reise haben wir in 9 Tagen glücklich und bei ziemlich guter Gesundheit vollendet, und ich ergreife den ersten freien Augenblick, den ein Zusammenfluß von Zerstreuungen und Geschäften mir übrig läßt, Dir mein theurer Freund und Deiner liebenswürdigen Henriette unser Andenken zu erneuern. Ich sollte euch beiden für die herzliche Liebe danken, die ihr uns während unsres Aufenthalts erwiesen habt, aber wie kann ich dieses? Ihr habt uns auf Zeitlebens verpflichtet, und alles was ich vermag ist dieses Geständniß, daß ich es lebhaft fühle und ewig fühlen werde, und daß meine ganze herzliche Liebe und Freundschaft euch dafür gewidmet ist. Laß mir die frohe Hofnung, theurer Freund, daß diese schöne Erneuerung unserer Jugendfreundschaft für unser ganzes Leben gilt, daß wir bey aller Trennung uns nahe bleiben, und daß ein gutes Geschick uns endlich, und auf längere Zeiten wieder zusammen führen wird. Unterdeßen laßt unser Andenken unter euch leben, wie das eurige unter uns unvergeßlich ist. Deiner und Deiner Frauen Familie empfiehl uns aufs beßte, und unsern beiden Freunden Haug und Stoll sage recht viel freundschaftliches von mir. 

Meine Frau wird noch einige Zeilen beilegen. 

               Ewig der Deinige 

Fr. Schiller. 

[Adresse:] 
            An 
Herrn Hofmedikus von Hoven. 
                               in 
                                    Ludwigsburg. 
      frey Stuttgardt.


Bemerkungen

1 Zu Z. 20. Von Hovens Frau war die Tochter des Ludwigsburger Hofapothekers Fischer. Über ihre Familie vgl. Hovens Selbstbiographie S. 88. Stoll, ein Geistlicher, wird öfters in Hovens Selbstbiographie genannt z. B. S. 76., 78., 88., 117., 121. Schiller wird ihn durch Hoven kennen gelernt haben, wenn Stoll nicht etwa zu der Schillers Eltern befreundeten Familie seiner Patin der Frau Hauptmann Stoll geb. Sommer gehörte. Vgl. zu Nr. 1.