Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Christian Gottfried Schütz

Ludwigsburg in Schwaben, 19. Sept. [Donnerstag] 1793. 

Ich zeige Ihnen mein neuestes Produkt an, liebste Freund – nicht damit Sie es im Intelligenzblatt bekannt machen, sondern daß Sie sich mit mir freuen sollen. Ich bin seit 5 Tagen Vater zu einem gesunden und muntern Sohn, der mir als der Erstling meiner Autorschaft in diesem Fache unendlich willkommen ist. So viel an mir liegt, soll er ein Federheld werden, damit er den zweiten Theil zu den Werken schreiben kann, die sein Vater anfing, und, wenn Gott will, noch anfangen wird. 

Das Lauchstädter Bad ist Ihnen hoffentlich gut bekommen und sie sind mit gestärkter Gesundheit zurückgekehrt. Ich habe Ihnen noch nicht für Uebersendung der übersetzten Fragmente aus meinem Aufsatz gedankt, die mich sehr erfreut haben. Aber die Zerstreuungen, in denen ich seitdem gelebt habe, ließen mich noch nicht daran denken, diesen Aufsatz zu revidiren. 

Ich habe Hufelanden von einem hiesigen Arzt, Hofmedicus v. Hoven geschrieben, der Lust bezeugt an der L. Z. mitzuarbeiten. Er ist durch eine Schrift über die Wechselfieber rühmlich bekannt, besitzt viele medicinische Einsichten und schreibt einen guten Styl. Ich zweifle nicht, daß Sie eine sehr gute Eroberung an ihm machen werden. 

Leben Sie wohl, theurer Freund, und empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin aufs beste. Mit unveränderlicher Freundschaft denkt Ihrer 

               Ihr ganz eigener 

Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 356. Z. 21. Vgl. Nr. 663. Schütz hatte also Fragmente des Aufsatzes über Anmuth und Würde ins Lateinische übersetzt. Ich finde nirgends einen Anhalt dafür, daß sie abgedruckt sind.