Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Georg Göschen

Jena den 15. März [Freitag] 93. 

Seyen Sie so gut, lieber Göschen und besorgen, daß eingeschloßner Brief Hubern zu eignen Händen übergeben wird. Ich möchte nicht gern daß seine Eltern ihn erbrächen, wie gewiß geschehen würde, wenn er in ihre Hände käme. 

Was sagt unser Ramberg zu Kallias? Ich hab ihm geschrieben, und ihm die Erfindung ganz anheim gestellt. Zugleich hab ich ihm aufgetragen, Sie zu bitten, daß die Zeichnung mir überlaßen bliebe. Ich wünschte etwas von ihm zu besitzen, und sie können dieß alle Tage von ihm haben. 

Der fatale Krieg! Er wird uns Schriftsteller zwingen nichts mehr als Zeitungen zu schreiben. Sie werden nächstens von mir hören, daß ich einen Reichs-Postreuter herausgebe. 

Aber ich hoffe, es soll dahin nicht mit uns kommen. Die Franzosen sind aus Aachen* und Lüttich herausgeschlagen und in wenigen Wochen über 100 Kanonen erbeutet worden, worin der Franzosen größte und einzige Ueberlegenheit besteht. Wir wollen hoffen, daß ihnen das deutsche Brod bald verleidet werden soll. 

Laßen Sie ja den Wieland ruhen biß der ärgste Kriegssturm vorbey ist. Die Grazien haben zwar in unserem Calender den Mars ausgezogen, aber der grobe Mars könnte sich leicht einfallen lassen, die Grazien wieder auszuziehen und zu plündern 

Ihr S.


Bemerkungen

1 Zu S. 302. Z. 13. Vgl. Nr. 648. 
2 Zu Z. 17. Vgl. Nr. 647. 
3 Zu S. 30. Die Anspielung geht auf Rambergs Titelkupfer zum Histor. Calender für 1792. In der Erklärung des Titelkupfers heißt es: „Mars bricht den Öhlzweig; die Grazien, als Kinder, nehmen ihm seine kriegerische Kleidung ab.“