Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

Jena den 17. Nov. [Sonnabend] 92.

Die Calenderarbeit siehst Du offenbar viel schwerer an, als sie ist. Auf dem Cromwell wird Göschen gar nicht weiter bestehen, wenn dieses Sujet Dir zu verfänglich scheint. Wähle also selbst, was Du für gut und schicklich hältst. Aber Du mußt nicht vergessen, daß wenn Du 500 Thaler an Schriftstellerischen Arbeiten jährlich erwerben willst Du in 8 Monaten gegen 40 Bogen schrieben müßtest, und hier nur 15 oder 18 von Dir gefordert werden, die noch dazu nicht besser seyn dürfen, als jede andere eigenen Arbeit. Wenn Du jetzt gleich anfängst Dich mit dem gewählten Stoffe zu familiarisieren, so wirst Du gar nicht überhäuft werden. 

Auf mich darf schlechterdings nicht gerechnet werden, weil ja der Himmel weiss, wie es das nächste Jahr um mich stehen wird. Auch bin ich gar nicht für ein Quodlibet von mehreren Verfaßern. Das ruiniert Göschen, denn kein Mensch wird es kaufen. Es muß ein Verfaßer und eine fortlaufende Geschichte seyn, wenn das Publikum sich darauf einlassen soll. Huber taugt gar nicht zu historischen Arbeiten, da er doch nur ein Schwätzer bleibt. Sein Maximilian von Bayern1 ist nicht zu lesen. 

Huber schreibt an Hufeland, daß er nach Dresden zurückkommen und hier durchreisen würde. Er macht jetzt sehr den wichtigen. Kürzlich hat er Goethens Schriften in der Litt. Zeit. recensirt.

Lebewohl. Es ist spät in der Nacht und der Brief soll Morgen am Tag fort. Herzliche Grüße von M. und D. 

               Dein 

S.


1) Im historischen Calender für Damen f. 1792, S. I-XXX. und in Hubers Vermischten Schriften. Berl. 1793. 1, 132. Diesem gerechten Urtheile Schillers gegenüber macht es einen kläglichen Eindruck zu sehen, wie ihn die construirenden Biographen, wie Hoffmeister und seine Nachtreter, ordentlich mit einer Art von innrer Nothwendigkeit zum Verfasser dieser Machwerke stempeln wollten. Vgl. S. Schr. 9, XV f. ­


Bemerkungen

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1 Zu S. 229. Z. 5. Hierdurch ist verbürgt, daß die Biographie Maximilians im Histor. Kalender für 1792 von Huber ist. Hoffmeister hielt sie für eine Arbeit Schillers. Sie ist auch in die Vermischten Schriften von dem Verfasser des heimlichen Gerichts, Berlin 1793, aufgenommen, wo auch die Rezension von Goethens Schriften abgedruckt ist. Vgl. Gödeke, S. S. IX. p XV.