Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Georg Göschen. 

Jena, den 3. Nov. [Donnerstag] 91.

Soeben liebster Freund erhalte ich von unserm Erhard Ihren Brief nebst Büchern und den 300 Thlr. wofür ich Ihnen aufs verbindlichste danke. Aber mit diesem Geld ist entweder von Ihrer oder meiner Seite ein Versehen vorgegangen, welches Sie aus meinem von Erfurt aus geschriebenen Brief, falls Sie ihn noch haben, ersehen werden. Ich bat Sie nehmlich mir 500 Rthlr. zu schicken, weil ich nach gemachtem Calcul gerade so viel nöthig hatte, um mich einigermaßen zu rangiren. Sollte ich wirklich, welches mir doch kaum wahrscheinlich ist, mir nur 300 in allem von Ihnen ausgebeten haben, so hätte ich mich gar übel berechnet, und ich müßte Sie sehr bitten, mir die übrigen 200 Thlr. ja, wenn auch erst auf Weyhnachten nachzusenden, da ich darauf so sicher als auf mein Eigenthum gerechnet habe. Schrieb ich Ihnen aber vielleicht schon damals, daß ich nur 300 Thlr. für jetzt und 200 auf Neujahr ausbitte, so ist alles in Ordnung und ich kann bis dahin warten. Ich habe gerade jetzt nicht Zeit genug, Ihren eigenen Brief von dem Septbr. nachzusehen, worin Sie die Summe wiederholen, um die ich bat und die Sie schicken wollten. Finde ich ihn aber so wird es sich entscheiden. Jetzt ersuche ich Sie nur, mir bald möglichst wegen dieses Geldes ein paar Zeilen zu schreiben, denn dieser Artikel beunruhigt mich. 

Erst seit einer Stunde habe ich Ihren Brief erhalten, und sogleich geht die Post. Ich kann Ihnen also heute das übrige Ihres Briefes nicht beantworten, aber Montags wird’s geschehn. Seyen Sie doch so gut und schicken mir mit erster Post den Achten Heft der Thalia und 3 Exemplare von dem Zwölften. Letzteres braucht besonders Erhard sehr nöthig. Leben Sie wohl. Ewig der Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 165. Z. 24. Vgl. Nr. 573. 
2 Zu S. 166. Z. 12. Der Heft neben das Heft war schwankend im Sprachgebrauch. Heyse, Lehrbuch der deutschen Sprache. 1838 I. 460.