Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner. 

[Anfang August 1791.] 

Der Ueberbringer dieser Zeilen, Herr von Pape aus Hannover, eine mir sehr werthe hiesige Bekanntschaft, wird Dir von meinem Befinden umständliche Nachricht geben können. Leid thut mirs sehr, daß ich den Wunsch, euch zu umarmen, nicht in Erfüllung bringen kann. Weder der Zeit- noch Geldaufwand sind es, was mich davon abhält, sondern die Verhältnisse meiner Schwägerinn in Rudolstadt, die ihr nicht erlauben über die gesetzte Zeit wegzubleiben, da die Vermählung des Erbprinzen in Rudolstadt und die Ankunft seiner Gemahlin ihre dortige Gegenwart nothwendig macht. Dazu kommt, daß wir alle 3 wünschen, die Freude euch zu sehen mit gesundem Körper und frischer Seele zu genießen. Jezt aber sind wir alle krank und abgestumpft für jeden Genuß der Seele. Mit nächster Post schreiben wir mehr. Alles grüßt herzlich. Ewig 

               Dein 

S. 

Herrn von Papes Bekanntschaft wird Dir gewiß auch sehr angenehm seyn. Suche ihn aufzurichten; er ist ein vortreflich denkender Mensch, aber sehr gequält von Hypochondrie.


Bemerkungen

1 In Karlsbad hatte Schiller außer mit Göschen besonders mit diesem Herrn Hofgerichtsassessor Pape aus Hannover (Körner an Sch. vom 19. August), ferner mit einem Grafen v. Hoffmannsegg in Dresden (ebenda), mit einer Gräfin v. Lanthieri Wagensperg (Urlichs Briefe an Sch. S. 172) und mit einem jungen Arzte verkehrt, der Schiller von Jena nach Karlsbad begleitet zu haben scheint. (Urlichs, ebendaselbst.) Nach einer gütigen Mitteilung des Hrn. Justizrats Dr. E. Reichl in Eger, der zur Zeit mit einer Arbeit über Schillers Aufenthalt in Böhmen beschäftigt ist, wäre dieser Arzt ein Dr. Ferd. Eicke aus Eschenhausen, über den Dr. Adolf Glaser näheres in Westermanns Monatsheften VII. (1860) S. 447 berichtet habe. Nur gerade mit dem Maler Reinhart, der angeblich Schiller auf einem Eselritt in Karlsbad gezeichnet haben soll (vgtl. Brahm II.1 229), hat er dort sicherlich nicht verkehrt, da Reinhart seit 1789 in Rom weilte. (Vgl. Biasch, Johann Christian Reinhart und seine Kreise S. 60 u. S. 127.) Das Bild muß vielmehr aus der Zeit von 1783-1787 stammen, wo Schiller mit Reinhart in Leipzig und Gohlis, in Dresden und in Meiningen verkehrte. Vgl. zu Nr. 233. Auf dem bekannten Bilde steht: nach Reinhart + 1871. Aber Reinhart starb 1847. Vgl. auch Wurzbach, Marg. 2233.