Friedrich SchillerFriedrich Schiller

An Georg Göschen

Rudolstadt den 19. Juni [Sonntag] 1791. 

Schiller wünscht daß ich Ihnen werther Freund, diesen Brief mittheilen soll. Schon mehrere seiner Freunde äußerten den Wunsch den auch Wieland hat. Und nun, da es sich mit seiner Krankheit nicht so schnell ändern will als er hofte, und als wir alle so herzlich es wünschen; da sie so hartnäckig zu seyn scheint, und wenn er zuweilen ganz frey davon ist die Zufälle so schnell wiederkommen, so glaubt er nicht, daß es wahrscheinlich ist, daß er so viel von der Geschichte des dreißigjährigen Krieges wird vollenden können, als er sich vorgenommen hatte. Er wollte ihnen daher nur diesen Vorschlag thun und Ihnen diese Idee Wielands mittheilen. Er glaubt gewiß, daß Wieland sich gern dazuverstehen würde, einen Aufsatz dazu zu geben und auch eine Vorrede zu machen, die das Publikum zufrieden stellen sollte, zudem könnten Avertißements vorhergehen, so daß es vielleicht noch vortheilhafter wäre, daß auch Wieland’s Nahme mit genannt würde; u. Sie wären auf alle Fälle gesichert. Er bittet Sie mit der ersten Post wieder um Antwort, weil er alsdann Wieland darum ersuchen will, der es gewiß thut. Diese Woche war Anfangs so erträglich, einige Anfälle ausgenommen, theurer Freund ich kann Ihnen nicht beschrieben, wie weh es mir ums Herz ist, wenn ich meinen geliebten Schiller so leiden sehe. Es wird hoffentlich bald vorübergehen, und er uns gesund wiedergeschenkt werden, aber mir wird es so lang, wenn ich mich in meinen Erwartungen getäuscht sehe, denn manche Tage sind ganz ruhig u. frey, u. kaum denke ich es wäre vielleicht vorbey, so kömmt ein neuer Anfall. So heftig sind sie Gottlob nicht mehr als die ersten, aber sie sind doch so daß ich viel dabey leide, denn ich möchte meinem geliebten die kleinsten wie die größten Beschwerlichkeiten so gern abnehmen. Sie wissen ja was es ist, Menschen, die man liebt leiden zu sehen. Nun leben Sie wohl werther Freund, empfangen Sie von Schiller die besten herzlichsten Grüße. Versichern Sie der Frau Gemahlin unserer warmen Ergebenheit. Meine Mutter und Schwester tragen mir auch viel Empfehlungen an Sie auf. Empfangen Sie auch von mir die Versicherung meiner Ergebenheit, und die Bitte um Ihr gütiges Andenken. 

Schiller                
gebohrne von Lengefeld.


Bemerkungen

1 Dieser Brief schrieb Charlotte Schiller im Auftrag ihres Mannes.