Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Georg Göschen. 

Jena den 5. März [Sonnabend] 91.

Vielen Dank lieber Freund für die gütige Besorgung des Pelzes; er ist glücklich angelangt und hat meinen ganzen Beyfall. Fertig ist er auch schon, und nunmehr kann ich aller Witterung Trotz bieten. Für das Geschenk der Thümmelischen Reisen habe ich Ihnen von meiner Lotte recht viel verbindliches zu sagen; nur das einzige soll ich Ihnen vorwerfen, daß Sie uns den lieben Freund, der so schöne Sachen schickt und so freundlich an uns denkt, nicht selbst zeigen. 

Schreiben Sie mir doch gelegentlich, ob es wirklich an dem ist, daß Sie den Calender haben müssen neu auflegen lassen, weil der Vorrath nicht für die Bestellungen zugereicht habe. Hier und in einigen anderen Orten, hör ich, sollen es die Buchhändler behauptet haben, aber glauben kann ich es nicht. 

Beruhigen Sie doch Crusius, wenn Sie ihn sprechen, darüber, daß er so lang auf die Fortsetzung des Abfalls d. Niederlande warten muß. Er ist empfindlich darüber, daß ich ihn Ihnen nachsetze, wie mirs vorkommt, weil ich für Sie arbeite, und die Niederl. Geschichte liegen lasse. Aber er irrt sich wenn er glaubt, daß er desto eher Mscrpt erhalten würde, wenn der Calender nicht wäre: auch ohne das würde ich die Fortsetzung der Niederl. Geschichte bisher verschoben haben und noch verschieben. Ganz zuverlässig wird sie vollendet, aber ich übereile mich nicht und es ist um des Werkes willen und um meiner selbst willen, daß ich die Ausarbeitung verzögere. Leid thäte es mir, wenn er sich von mir hintangesetzt glaubte, denn ich wünsche ihm das beßte Glück mit meinen Schriften, weil ich ihn kenne und schätze. Haben Sie Gelegenheit lieber Freund, so sagen Sie ihm das oder lassen es ihm sagen. Leben Sie recht wohl. Ewig der 

Ihrige 

Schiller.


Bemerkungen

1 Zu S. 139. Z. 13. Vgl. Nr. 561. 
2 Zu Z. 15. Reisen in die mittäglichen Provinzen Frankreichs. Leipzig, Göschen 1791-1805. In Nr. 563 nennt Schiller das Buch flach und seicht. Das mag er nun hier dem Verleger gegenüber, der seiner Frau das Buch geschenkt hat, nicht sagen und enthält sich vorsichtig eines eigenen Urteils. Ein ausführlicheres Urteil findet sich in der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichtung. Gödeke, S. S. X. 478. 
3 Zu Z. 21. Ein zweiter Abdruck scheint in der That notwendig geworden zu sein. Vgl. Trömel, Schiller-Bibliothek S. 45. 
4 Zu Z. 26. Eine eigene Fortsetzung erschien bekanntlich nicht. Nur teilte Schiller bei einer neuen Auflage im Jahre 1801 in 2 Bdn. Die drei Bücher in vier Bücher, deren erste drei den ersten Band füllten. In den zweiten nahm er außer dem vierten Buch (vgl. Gödeke S. S. VII. S. 227. Zu Z. 24) noch zwei früher erschienene Abhandlungen über Egmont und die Belagerung von Antwerpen als Beilagen auf. (Diese 2. Auflage ist in der zweiten Auflage des Gödekeschen Grundrisses nicht angeführt.)