Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Lotte. 

Samstag d. 15. [Januar 1791.] 

Es wäre mir gar lieb, mein Herz, wenn Du gleich nach Empfang dieses Briefs einen Wagen nähmest und hieher führest. Meine Krankheit ist wieder gekommen, weil ich darauf zählte Dich heute zu sehen, so schrieb ich nichts. Aber Dich länger zu vermissen wäre mir schmerzhaft. Gefahr hat es keine mehr. Stark ließ mir eine tüchtige Aderlässe thun, und auf das hat das Fieber sich in etwas gebrochen. Grüße die Stein, lebe recht wohl, und lass mich Dich ja heute noch bey mir sehen. 

S. 

[Adresse:] 
             Der Frau Hofräthin Schiller, 
       abzugeben bei der Frau von Stein 
          Pressant.                             in 
          Aus Gefälligkeit.            Weimar.


Bemerkungen

Der Brief ist mit zitternder Hand und veränderter Schrift geschrieben.
1 Zu S. 130. Z. 15. Lotte hatte erst schon am 13. oder 14. kommen wollen und vermutlich erst in letzter Stunde noch Nachurlaub erbeten. Vgl. Fielitz, Nr. 341. 
2 Zu Z. 17. Wie gefährlich die Krankheit war, zeigt Nr. 562.