Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner. 

Jena, 12. September [Sonntag] 1790.

Endlich bin ich mit der beschwerlichen Arbeit des dreißigjährigen Krieges zu Ende, aber nicht weiter gekommen, als bis zur Breitenfelder Schlacht. Beschlossen wird er im künftigen Jahr. Du kannst Dir denken, wie herzlich froh ich bin. Diese Messe wird ziemlich reich von mir beschickt, ohne gerade viel Gescheidtes. Es erscheinen zwei Hefte Thalia, wovon eins schon gedruckt ist, ein Band Memoires, worin der erste Kreuzzug, und dann der Kalender. 

Sei doch so gut und frage Herrn v. Funk, wann ich auf den ersten Band des Sully und wann auf den zweiten rechnen könne? Ich wünschte es wegen der Abhandlungen bald und bestimmt zu wissen. 

Hier übersende ich Dir den zweiten Band der Memoires mit dem Kupfer; ich hätte es beinahe vergessen. Zugleich folgt ein Kunstwerk von meiner Hand, in einer Manier und Form, die Dir vielleicht noch ganz neu ist. Wenn Du dieses opus mit meinem neuesten vergleichst, was ich vor vier Jahren zu Deinem Geburtstage gemalt habe1, so wirst Du Dich über meine Progressen wundern. Diese Art Landschaften hat uns Goethe kennen gelehrt. Er hat vortreffliche Stücke der Art aus Italien gebracht. Du hältst sie Abends mit der schmutzigen Seite gegen zwei hintereinandergestellte Lichter; des Tages darf sie nicht angesehen werden. 

Nächstens mehr. Herzliche Grüße von mir und meiner Frau an Dich und die beiden.


1) Aventuren des neuen Telemachs, hrsg. V. C. Künzel. Leipzig o. J. 4°.


Bemerkungen

1 Zu S. 98. Z. 5. Das neuste (vorige) Opus waren die Zeichnungen zu den Avanturen des neuen Telemachs etc. Vgl. Jonas, Christian Gottfried Körner. S. 50. Minor, Schiller II. 445. Über die hier erwähnten Lichtbilder nach Goethescher Anweisung weiß ich nichts Näheres anzugeben.