Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz

Jena den 31. Jänner [Sonntag] 90.

Eben, meine lieben, komme ich von der Frl. v. Seegner, und habe es richtig gemacht mit d. Logis. Ein recht artiges Zimmer mit 6 Fenstern, und eine große Kammer daneben, meublirt, ausgenommen die Betten, welche ich nicht mit accordirt habe. Eine Magd oder Jungfer kann auch im Hause schlafen. Die Segnern ist eine leidliche Person im Umgang, sie und die alte lassen sich euch vielmals empfehlen. Vom 10ten Febr. an ist das Logis zu haben, aber wohlfeil ist es nicht. Sie fodert 15 Reichsth. für das halbe Jahr, und abhandeln läßt sich wohl nichts. 

Ihr könntet jetzt hier seyn so oft ihr wollt, da ihr eigenes Logis habt, denn die Segnern würde es auch wohl jetzt gleich einrichten. Mich freut es ungemein, daß wir mit diesem Artikel in Ordnung sind, und das Haus ist in jedem Betracht einem andern vorzuziehn. Es ist nahe bey dem meinigen, außer der Stadt, und bey Leuten, die auch mit keinen Stadtleuten viel zu thun haben. 

Zu essen wollen meine Jungfern unsern Leuten geben für 18 Pfennige die Person, des Mittags. 

Ich wollte euch gerne noch mehr schreiben, aber eben schicken mir die Studenten ein Billet für eine Privatcomödie, die sie geben wollen, und dieß konnte ich nicht ausschlagen. Sie geht im Augenblick an, und ich muß schließen. 

Wir sind glücklich, und alle schlafend, angekommen. Lebt wohl meine liebsten. Morgen schreibe ich wieder. Mein Herz ist bey euch. Hier Göthe. Morgen will ich darüber schreiben, aber den 5ten Akt mußte ich ungelesen lassen. Ich beschreibe mir ihn sogleich von Leipzig. adieu.


Bemerkungen

1 Zu S. 32. Z. 5 v. u. Wir d. h. Paulussens und Schiller. 
2 Zu Z. 3. v. u. Göthe d. h. Goethes Tasso.