Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner. 

Jena d. 10. Dec. [Donnerstag] 1789.

Ich bin in Unruhe wegen eines Einschlusses vom C. in E., den ich dir vor 14 bis 18 Tagen geschickt habe, und worauf ich von Dir noch keine Antwort habe. Blieb mein Brief, oder Deine Antwort liegen? Du wirst begreifen, daß dieser Brief nicht verloren gehen darf, und am wenigsten hier herum gefunden werden. Wenn Du mir auch nicht gleich schreiben kannst, so melde mir nur in 2 Worten den Empfang jenes Briefes. Hab ich Dir schon geschrieben, daß der Mann der Charlotte schon seit dem Anfang des Winters in Weimar ist, und daß er und sein Bruder der Präsident sie überrascht und wieder besänftigt haben. Wie ich höre, stehen sie jezt leidlich, und sie soll entschlossen seyn, ihren Mann nach F. zu begleiten. Doch weiss ich das ? von ihr selbst. Sie war sehr krank und ist eben in der Genesung. Ich habe lange keinen Brief von ihr. 

Weis’t Dein langes Stillschweigen auf schriftstellerischen Fleiß? Das gebe der Himmel. Wie wärs, wenn Du den 10 Band1 der Thalia übernähmest, wie Huber den 9ten? Mache es mit Göschen aus. Ich gebe Dir dann einen kleinen Aufsatz hinein, an dem Du Dich für den Deinigen bezahlt machen kannst. Ich kann auf Ostern noch kein Heft übernehmen, und Göschen hat viel Lust zur Thalia, weil sie jetzt doch so weit gehen soll, daß er Profit hat. 

Ich schicke Dir, wenn die Post ein Paquet annimmt, den Ersten Band m. Memoires. Grüße mir Minna und Dorchen herzlich. Schon viele Grüße sind mir von Rudolstadt aufgetragen worden, aber ich vergesse sie immer. 

Die Beulwitz2 und Lengefeld sind diesen Winter in Weimar. Unser Verhältniss ist doch nicht ganz stille geblieben; oder sind es bloß Schlüsse von unserem Öfteren Beisammensein in Rud. und Jena? Selbst der Coadj., der neulich in Weimar war, hat sich darnach erkundigt.

Ich hätte, glaub ich, noch allerlei Dinge Dir zu erzählen – aber sie wollen mir nicht sogleich beyfallen. Auch hier war der Coadj.; aber ich sprach ihn in schröcklicher Gesellschaft, im Zirkel alter Professoren, weil uns der Herzog zusammenrufen ließ. Da konnte ich bloß über allgemeine Dinge mit ihm sprechen. 

Adieu einstweilen. Gieb mir ja bald Nachricht wegen des Briefes. 

               Dein 

S.


1 Das zehnte Heft.
2 Lottes Schwester Karoline, später Frau von Wolzogen.