Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz

Mittwoch früh. [16. September 1789.]

Dank euch Ihr lieben für eure Briefe. Sie kamen mir ganz unverhofft – den meinigen hätte euch der Jenaische Bote schon gestern bringen sollen, aber der einfältige Mensch gieng weg, ohne ihn abzuhohlen. Nun ist mirs unangenehm, daß Ihr den Brief erst zu einer Zeit erhaltet, wo ihr mich selbst schon erwartet habt. Freitag frühe reise ich gewiß ab, so, dass ich mit euch noch Kaffe im Garten werde trinken können. – Ach! Nur noch zwey Nächte, und ich bin bey euch! Mit dieser Sehnsucht habe ich noch nichts erwartet – 

Die Griessbach gab mir dieses avertissement für Dich, Caroline. Ich habe Dir noch eine Proposition von ihr zu machen, die gar comisch ist. Knebel und Göthe kommen hieher, wie mir die Kalb schreibt und werden ziemlich lang bleiben. Die Kalb ist eilends nach Kalbsrieth, ihr Schwiegervater will sterben, oder er muß vielmehr. 

Adieu, meine theuersten. Ich betrachte mich jetzt als einen sterbenden Christen, der die Zeitlichkeit gesegnet, und sich ganz heilig darauf verläßt im Himmel zu erwachen – denn auch ich bin jezt allen hiesigen Dingen abgestorben, mein Collegium habe ich gestern Abend erst beschloßen. Die Ferien dauern biss auf den 18. October, ich kann also biss auf den 16ten in R. bleiben. Meine liebsten theuersten lebt wohl! lebt wol! Ewig für Euch 

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