Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Reinwald

 

Weimar d. 18. April [Sonnabend] 89.

      Lieber Bruder

Du willst ein Werk zum Uebersetzen und einen Buchhändler dafür von mir angewiesen haben. Wenn Dich das lange Warten auf das neulich überschickte Geld nicht für immer abgeschröckt hat, so will ich Dir einen sehr soliden Vorschlag thun.

Ich habe mich mit dem Buchhändler Maucke in Jena in eine weitläuftige Entreprise eingelaßen, die mir eine jährliche Einnahme von 700 Thlr. von ihm verschafft und die ich mein ganzes Leben lang fortsetzen kann. Es ist diese. Es kommt seit einigen Jahren in Frankreich eine Sammlung aller französischen Memoires heraus, davon jezt schon der 49ste Band erschienen ist. Jeden Monat kommt einer heraus. Eine ähnliche Idee werde ich von nächster Michaelis Meße an im Deutschen ausführen, d. i. eine Uebersetzung aller Memoires im Französischen sowohl als im Englischen, italienischen u. s. f. aber mit Weglaßung alles Unerheblichen, alles Geschwätzes u. dgl. so daß 2 Bogen wo möglich auf Einen reducirt werden. Jeden Band begleite ich mit einer Abhandlung von meiner Hand. Ich habe mich auf 4 Bände des Jahrs engagiert, doch thut es nichts, wenn in der Folge auch 6 daraus werden. Bertuch hat diese ganze entreprise zwischen Mauke und mir dirigirt, und es sind auch bereits Contracte darüber aufgesetzt. Weil ich aber, wie Du leicht einsiehst, diesem weitläuftigen Werk allein nicht gewachsen bin, so habe ich Mitarbeiter nöthig, habe auch schon 2 bekannte Schriftsteller dazu angenommen. Vier Rthr. Kann ich für den gedruckten Bogen bezahlen; ich dächte Du könntest mit Gemächlichkeit jede Woche einen Bogen übersetzen, welches jährlich doch eine hübsche Summe ausmacht, und, da es fortgeht, als eine fixe Zulage betrachtet werden kann.

Du kannst sie ja Deiner Frau diktieren und so mit sehr vieler Bequemlichkeit nach und nach dazu kommen. Gefällt Dir dieser Vorschlag, so will ich Dir in einigen Wochen diejenigen Memoires zusenden, die ich zuerst von Dir übersetzt verlange. Das Geld kannst Du entweder von mir oder von Mauke gegen einen Schein von mir erheben. Auch die Verschwörungen werden fortgesetzt und Deine Beiträge sind mir willkommen.

Lebewohl. Deine Gedichte haben mir viel Spaß gemacht, ich werde sie in die Thalia setzen, die Dir Göschen vom Vten biß zum VIIIten Hefte übermachen soll. Ich umarme Dich und meine Schwester herzlich und bin mit unveränderter Liebe euer treuer Bruder

Fridrich Schiller.

P. S. Ich beziehe das Schrammische Haus in J. und meine Einrichtung besorgt die Hofrath Schützinn.