Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Lotte v. Lengefeld

[Volkstädt 2. August Sonnabend 1788.]

Wie haben Sie auf die gestrige Folie raisonnable geschlafen? Es war doch ein falscher Schrecken mit dem Regen und ich kam recht gut nach Hause. Wie steht es aber mit der heutigen Parthie nach Grumbach? Wann muß ich bey Ihnen seyn. Ich schicke Ihnen desswegen die Estafette.

Bitten Sie doch die Mama recht schön, dass Sie mir erlaube, durch diese Holy Bible1 mein Andenken bey ihr zu stiften. Ich weiß daß Sie Lust hatte, sie englisch zu lesen; und schon längst hat der tägliche Verfall des wahren Christenthums im Lengefeldischen Haus wie eine Zentnerlast auf meinem christlichen Herzen gelegen!! Ich stifte dieses zur Beförderung der wahren Gottseligkeit – und der englischen Sprache.

Ihrer Schwester muß ich die Kirschen heute schuldig bleiben, weil – ich für mich selbst keine habe ausfindig machen können. Aber bestellt sind sie – und essen muss sie sie, da ist keine Gnade. Leben Sie recht hübsch wohl! adieu.

S.