Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Lotte v. Lengefeld

[Volkstädt d. 5. Juni (?) Donnerstag 1788.]

Bei dieser feuchten Luft würde ich doch nicht wohl thun, wenn ich ausginge; ich kann also Ihre gütige Einladung wenigstens auf den Mittag nicht annehmen. Zerstreut sich der Nebel und hellt sichs ein bischen auf, so soll mich nichts abhalten, Sie zu sehen. Diese wenigen Tage dünken mir Wochen zu seyn. Ich sehne mich in Ihre Mitte.

Hr. von Beulwitz hat mich mit seinem Besuche gestern auf das angenehmste überrascht; und dieses Zeugniß Ihrer freundschaftlichen Fürsorge für mich machte mir seine Erscheinung doppelt werth. Glauben Sie, meine Theuersten, daß ich es fühle – und der Antheil, den ich an Ihrer Freundschaft habe, verschönert meine Existenz.

Leben Sie recht wohl, alle miteinander, und haben Sie noch einmal recht schönen freundlichen Dank für Ihren liebevollen Antheil an mir.

Schiller.