Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Herder

[Weimar d. 24. Juli Dienstag 1787].

Nicht länger kann ich mir die Freude versagen, die von den ersten Erwartungen meiner Hierherreise gewesen ist, Sie von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Erlauben Sie mir also, mich Ihnen nähern zu dürfen und in diesem Billet bei Ihnen anzufragen, zu welcher Zeit ich Sie am wenigsten störe. Von Ihrer gütigen Antwort wird es abhängen, ob ich den heutigen Tag zu den merkwürdigsten meines Lebens zählen darf.

Ich würde den Muth nicht gehabt haben, diese Bitte an Sie zu thun, indem ich sehr wohl fühle, wie wenig meine wärmste Achtung Ihnen bedeuten kann; aber sie werden den Augenblick nicht für verloren halten, den sie dem Vergnügen eines Menschen schenken, der Sie mit der aufrichtigsten Empfindung ehrt und Ihrem Geist, Ihrem Herzen viele der schönsten Stunden seines Lebens dankt.

Friedrich Schiller.