Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Gottfried Körner

[Tharand Ende April 1787.]

Dein Charles XII. entzückt mich. Ich finde ihn mit mehr Genie sogar geschrieben, als das Siècle de Louis XIV. Er verbindet das Interesse einer Robinsonade mit dem philosophischen Geiste und der kräftigen Schreibart des letzteren. Zugleich hat mir das Ganze einen gewissen Anstrich von Alterthum. – Es ist ein Traum aus den Zeiten des Perseus und Jason – ich glaube unter den Macedoniern und Scythen herumzuwandeln. Carl hat erstaunlich viel täuschende Aehnlichkeit mit dem Alexander des Curtius. So wünschte ich mir eine Geschichte des Königs von Preußen.

Du wirst heute Manuscript von Carlos erwarten, aber Du findest es nicht.

Da mir Göschen nur fünf Bogen schickt, worunter noch sogar eine Correctur ist, so hat er noch für 13 Bogen Manuscript vorräthig, und ich bin nicht pressirt. Ich werde noch eine Scene dazu fertig machen, wo nicht den ganzen dritten Act vollenden. Ich zweifle, ob Göschen auf den spätesten Termin der Messe fertig werden kann. Der Druck des Carlos gefällt mir ganz und gar nicht. Für’s erste sind das die Lettern gar nicht, die ich wollte und die sich zu diesem Format schicken. Daß ein Jambe zwei Zeilen einnimmt, sieht höchst fatal aus, und es ist sehr häufig. Ueberhaupt ist keine richtige Proportion beobachtet: die Personen, welche unter dem Auftritt stehen, sind nicht größer gedruckt, als die über den Versen, und beide haben mit den Versen selbst einerlei Lettern. Mit eben der Schrift ist auch der Ort und die jedesmalige Verwandlung der Scene gedruckt.

Am Ende der Auftritte und dem Anfang der neuen sind zuweilen Striche, zuweilen nicht. Auch das fällt schlecht in die Augen, daß das Sie und Ihr und Du u. dgl. immer mit großen Anfangsbuchstaben gedruckt ist, wie in einem Briefe oder Memorial. Das schlimmste ist, daß eine ungleiche Orthographie trotz des Versprechens vom Corrector hineingekommen ist; seyn und sein wechselt ab, wie es dem Setzer eingefallen ist. Kurz, der Druck ist tief unter meiner Erwartung und keins meiner vorigen Stücke, den Carlos in der Thalia mitgerechnet, hat so viele Fehler gegen das Schickliche und fällt so schlecht in die Augen. Ich tröste mich mit der zweiten Auflage.

Lebe wohl, grüße mir alles. Ihr Leute habt ja eine ordentliche Wuth mich mit falschen Briefen zu quälen. Uebrigens ist Vetter Zeisig ein prächtiger Kerl. Adieu.

P. S. Laß Huber den Robertson und Le Bret mit nächster Post an Göschen schicken. Die Botenfrau mag auch die Wäsche mitnehmen, die ich in unserem Logis herausgelegt habe.

[S.]