Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Georg Göschen

Dresd. den 5. Christmon. [Dienstag] 86.

Endlich müssen wir uns doch über den Karlos bestimmen. Ich eile mit starken Schritten zum Ende und hoffe ihn längstens in der Mitte des Januars zu beschließen. Ohngeachtet der großen Verwüstungen welche meine Feile bereits in den ersten Akten schon angerichtet hat und noch anrichtet, wodurch gegen 2 biß 3 Bogen im ganzen weniger werden, wird er dennoch zu 22 biß 23 Bogen anwachßen, weil es ein ganzes Tableau seyn soll. Auch kommen vornen noch neue Züge und einige Scenen, welche die Vollkommenheit des Stüks nothwendig macht, dazu.

Ich hatte gewünscht, im Ganzen mit Ihnen darüber zu contrahieren und werde Ihnen auch jezt die Wahl lassen. Unter 22 Bogen wird er nicht, vorausgesetzt daß die Form und Schrift des Nathan dazu genommen wird. Für den einzelnen Bogen verlange ich 12 Thaler, und wenn sie das ganze anschlagen wollen so gebe ich es Ihnen um den Preiß von 50 Louisd’ors.

Hie wäre meine unmaßgebliche Meinung, das Resultat dessen was durch Berechnung meiner angewandten Zeit und Mühe und durch Conferenz mit meinen Freunden entstanden ist.

Dazu bedinge ich mir ein Duzzend Exemplarien, unter denen 4 auf Schreibpapier und 2 auf Holländischem abgedrukt werden.

Wenn Sie einen schönen Kopf dazu wollen stechen lassen so kann ich Ihnen vielleicht eine gute Zeichnung liefern die uns nichts kostet und vielleicht so gut und besser ausfällt als die theuerste von Seydelman. Dann wünschte ich aber daß Sie soviel daran wendeten um den Kopf durch Sinzenich1 in Mannheim stechen zu lassen, der im weichen und niedlichen gegenwärtig der beste ist, vorzüglich bei einzelnen Köpfen.

Die Ausbreitung des Karlos und die Nachfrage deßwegen soll hoffe ich dadurch erstaunlich gewinnen und vermehrt werden dass ich mit Schrödern deßfalls Abrede genommen, der ihn in Hamburg nach einer von mir veranstalteten Theaterveränderung, die in Prosa ist und natürlicherweise ewig Manuscript bleibt, vorstellen wird. Nach diesem können ihn alle Teutschen Schaubühnen geben, gerade so wie seit einigen Jahren auch mein Fiesko als Theatermanuscript circuliert.

Ueber die Verbreitung der Auflage sprechen wir hoffe ich noch mündlich. Für Subscription bin ich nicht eingenommen, weil dieser Weg bei einem einzelnen Theaterstük noch nie eingeschlagen worden und überhaupt viel zu praetensioniert ist. Aber schneller Umlauf, sobald er erschienen ist – das ist die Hauptsache, und dazu kann ich Ihnen alsdann einige fruchtbare Ideen mittheilen.

Nun leben Sie wol. Dies ist einmal ein Kaufmannsbrief und er soll es auch bleiben. Freundschaft und Schachern sind so heterogene Dinge daß ich Ihnen für einen andern Brief aufspare, was Ihnen Freund Schiller noch sonst zu schreiben hat.

Adieu. Sobald die Thalia fertig ist liebster Freund so sind Sie so gütig und senden auf meine Rechnung, die 4 Hefte miteinander mit der ersten Post an meinen Schwager den Rath Rheinwald nach Sachsen-Meinungen. Meine Schwester und er quälen mich schon Monate lang und immer habe ich Sie auf die Erscheinung des vierten Heftes vertröstet. A propos. Eben dieser Reinwald, der Biblitohekar des Herzogs von Meinungen ist, wird, sobald Sie ihm deßhalb Aufträge geben, sich zu einem guten Commissionair in dortigem Winkel der Erde qualifizieren. Er ist außerdem ein geschikter Mann der unter anderm wenn Sie Gelegenheit dazu wissen, aus dem Italienischen sehr gut übersezen kann.

Also leben Sie wol.

Ihr aufrichtigster

Schiller.