Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich Kunze

Dresden d. 24. Jul. [Montag] 86.

Ich bin in einer sehr unpoetischen Verlegenheit lieber Kunze, aus der Du mich reissen must. Koerner hat mir angekündigt, dass ich zu seinem Kinde Gevatter stehen soll, und dass ich das nicht gern abweise, wirst Du mir glauben. Aber da ich bei dieser Gelegenheit Ausgaben habe, die meine Kasse übersteigen, unter andern mir ein Kleid anschaffen muß, das ich zum Degen tragen kann, so bitte ich Dich (denn wem sonst als Dir könnte ich mich in dieser Sache anvertrauen wollen) mir ohngefähr 50 Rthlr. dazu vorzuschießen. Goeschen wird Dir die Summe in der Michaelismesse zurückbezahlen. Sei so gut und schike mir das Geld wo möglich mit rükgehender Post in einer Assignation, weil wir keinen Augenblik vor der Niederkunft sicher sind. Die Minna hat diesen Morgen schon Wehen gehabt und die Kindermutter erwartet ihre Entbindung höchstens Morgen. Nimm mirs nicht übel, dass ich Deine Freundschaft so misbrauche.

Uebrigens freuen wir uns alle Deiner glüklichen Zurükkunft nach Leipzig und deiner guten Hofnungen in Betref des Wienerischen Handels. Lebe wol. Tausend Grüße Deinen Weibern. Dein Freund

F. Schiller.