Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Heinrich Boie

 

Mannheim d. 26. Novb. [Freitag] 1784.

Längst schon wünschte ich mir eine Veranlassung, Ihnen, werthester Herr, die Versicherung meiner aufrichtigsten Ergebenheit und Achtung zu geben, welche ich Ihren anerkannten Verdiensten um die vaterländische Litteratur nicht anders als schuldig bin. Ich habe sie jezt, und freue mich dieser Gelegenheit, die vielleicht dazu dienen wird, eine Freundschaft zu bestätigen, welche, glaube ich, die Musen zwischen uns beiden bereits vorbereitet haben. Also ohne das lästige Zermoniell, gerade zu – schenken Sie mir Ihre Freundschaft, von ganzen Herzen biet ich Ihnen die Meinige an. Liebe zur schönen Kunst ist eine Gattung Mäurerei, welche schnell und dauerhaft die entferntesten Herzen an einander knüpft. Diß, hoffe ich, wird auch unter uns beiden der Fall seyn, und mit Freuden bin ich der erste, der die Hand dazu bietet. Aber ich bin sehr in Gefahr mit meiner Freundschaft eigennüzig zu scheinen, weil ich mich gezwungen sehe, schon einen Misbrauch von der Ihrigen zu machen.

Beiliegende Avertissements, welche Sie mit mir und meinem gegenwärtigen Unternehmen näher bekannt machen werden, bin ich so frei gewesen Ihrer Aufmerksamkeit zu empfehlen. Sie selbst wissen, und wissen es ohne Zweifel besser als ich, wie unendlich viel bei Entreprisen dieser Art auf die gefällige Mitwirkung Anderer ankommt, und werden mich also schnell verstehen, wenn ich Sie bitte, zu Beförderung dieser Sache thätig zu seyn. Ihr weitläuftiger Zusammenhang mit dem lesenden Publikum, und den besten Köpfen des Vaterlandes, Ihre Bekanntschaft mit Unternehmungen dieser Art, der Werth Ihrer Empfehlung können und müssen die Ausbreitung meines Journals begünstigen, sobald Sie solches Ihrer gütigen Theilnahme wollen genießen lassen, und darum ersuche ich sie jezo mit derjenigen Freimütigkeit und Wärme, welche ich mir – wenn die Fälle sich umkehrten – auch von Ihnen ausbitten würde.

Vor allen Dingen wünschte ich sehr, daß mein Avertissement (ganz oder nach Ihrem Gutdünken abgekürzt) in das Deutsche Museum eingerükt würde, um seine Circulation zu befördern. Darf ich Sie bitten, dieses im nächsten Heft zu besorgen? – Wollen Sie dann meine Verpflichtung gegen Sich vollkommen machen, so haben Sie die Güte, und senden eine Parthie Avertissements dahin, wo Sie wissen, daß sehr stark gelesen wird, und dergleichen Schriften willkommen sind.

In der angenehmen Hoffnung, daß Sie mich bald, sehr bald in den Fall sezen werden, Ihre Gefälligkeit zu erwiedern, und Ihnen lebendige Proben meiner Achtung zu geben unterschreibe ich mich mit wahrer Ergebenheit

Den Ihrigen

Friderich Schiller D.