Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Rennschüb

Frankfurt a. M. d. 1. May [Sonnabend] 84.

Nur mit wenig Worten, liebster Freund, will ich Sie von dem guten Erfolg benachrichtigen, den Iflands und Beils Spiel hier gehabt haben. Bei einem volgestopften Schauspielhauß und einer seit Kaiserkrönung noch nie erhörten Stille ist gestern H. Iflands Stük hier gegeben worden, und beide, Ifland und Beil wurden mit Ungestümen Applaudissement herausgerufen. Alles ist für die Mannheimischen Schauspieler enthousiasmirt, und Großmanns Gesellschaft, die gestern sich selbst übertroffen haben soll, verschwindet neben der unsrigen. Wir werden von Fresserei zu Fresserei herumgerissen, und kaum, daß ich einen nüchternen Augenblik erwische, wo ich Ihnen, mein Bester, ein paar Zeilen schreiben kann. Von Großmann viele Empfehlungen, das weitere kann ich Ihnen nur mündlich sagen. Heute ist die Väterliche Rache, und Montag, mir zu Ehren, Cabale und Liebe, welche ich gern hintertreiben möchte, um meine Ohren nicht mishandeln zu lassen. Mir ist Angst für die hiesige Lady. Ihre Frau hat mich ganz verwöhnt. Den Ausgang sollen Sie mündlich erfahren. Biß dahin bin ich Ihr aufrichtigster Freund

Schiller.

Küssen Sie mir Ihre liebe Frau.

[Adresse:]
                Hrn. Rennschüb
  Regisseur der Mannheimer Bühne
                  Zu Mannheim.