Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Reinwald

Bauerbach d. 9. Dec. [Montag] 82.

Werthester Herr,

Ich kam vorgestern glüklich hieher, und traf meine Winterquartiere im besten Stand. Zu meiner izigen Einsamkeit in einem Fremden Lande bedurfte ich eines edelmütigen Freunds. Darf ich mich mit der schmeichelhaften Hofnung wiegen, daß Sie es mir seyn werden? Sie waren so gütig meiner Bitte zuvorzukommen, und mir in meinen litterarischen Bedürfnißen Vorschub zu versprechen. Ich bin also so frei Ihnen ohngefehr diejenige Schriften zu merken, die mir zuerst einfallen, und meinem gegenwärtigen Wunsch am nächsten liegen. Sie sind.

  Leßings kritische Schriften, also ohngefehr

    Dramaturgie.

    Theaterbibliothec.

    Beiträge zur Litteratur.

    Laokoon.

  Homes Grundsäze der Kritik.

  Ramler’s Bibliothek der Schönen Künste u. Wißenschaften.

  Robertsohns Geschichte von Schottland.

  Shakespears Othello und Romeo und Juliette.

  Smiths Theorie der Empfindungen.

  D. Humes Geschichte Carls 1.sten von Engelland.

  Zimermann von der Erfahrung in der Arzneikunst.

  Alexander Gerard über das Genie und den Geschmak.

  Mendelsohns Philosophische Schriften.

  Sulzers Philosophische Schriften.

  Garves Philosophische Schriften.

  Oeuvres de Mons. L’Abbé St. Réal. (Denjenigen Theil wo die Geschichte des Don Carlos von Spanien vorkommt).

  Wielands Agathon.

Und, wenn Sie welche haben,

  Reisebeschreibungen –

Aus diesen Büchern haben Sie die Gütigkeit einige für mich auszusuchen.

Noch eine Bitte erlaube ich mir an Sie. Weil ich gern unerkannt bleiben möchte, so würde ich Sie ersuchen, mir zu erlauben, daß ich die Briefe die an mich einlaufen, an Sie adressieren laßen kann, unter den festgesezten Bedingungen, daß Sie Sich in die Unkosten, die dabei nothwendig sind, nicht mischen.

Unterdeß empfehle ich mich Ihnen, und nenne mich mit vollkomenster Hochachtung

      Ihren

Ergebensten Freund und Diener
Frd. Schiller.