Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Heribert von Dalberg

Stuttgardt d. 17. Jan. [Donnerstag] 82.

Ich wiederhole hier schriftlich die wärmsten Danksagungen für die von E. E. empfangene Höflichkeit von Gnade, für die Aufmerksamkeit auf meine geringfügige Arbeit, für die Ehre und den Pomp dessen Sie mein Stük gewürdigt, und für alles wodurch e. E. die kleine Vollkommenheiten desselben erhoben und seine Schwäche mit dem größten Aufwand der theatralischen Kunst zu bedeken gewußt haben. Mein kurzer Aufenthalt in Mannheim verstattete mir nicht ins Detail meines Stüks und seiner Vorstellung zu gehen, und weil ich nicht alles sagen konnte, weil mir die Zeit zu sparsam dazu abgewogen, und mein Incognito zu streng war, so hielt ich es für besser noch gar nichts zu sagen. Beobachtet habe ich sehr vieles, sehr vieles gelernt, und ich glaube, wenn Teutschland einst einen dramatischen Dichter in mir findet, so muß ich die Epoche von der vorigen Woche zählen.

E. E. werden mir erlauben, wenn ich die Vorstellung der Räuber zu Mannheim nach meinen dabei angestellten Beobachtungen weitläuffig zergliedere und in einer Abhandlung über das Schauspiel öffentlich der Welt bekannt mache. Ich werde hier die drei trefflichen Spieler, H. Iffland, H. Boek- und H. Beil vorzüglich zu Karakterisieren suchen, nämlich in so weit ich aus den Rollen die sie spielten auf sie schließen darf. Ich werde mir die Freyheit nehmen über die Gränzen des Dichters und Spielers zu reden, und in einige Situationen mehreres Licht auf meinen eigenen Text werffen, wo ich glaube daß er auf eine andere Art als ich mir dachte begriffen worden. Auf diese Abhandlung also, die nächstens fertig werden, und E. E. zugeschikt werden soll berufe ich mich und breche ab, mit der einzigen Vorerklärung, daß ich als Verfasser des Stüks ohnstreitig ein parteiischer und vielleicht allzustrenger Richter bin. Dieses einige gestehe ich EE. Daß die Rolle Franzens, die ich für die schwerste erkenne, als solche über meine Erwartung (welche nicht gering war) in den wichtigsten Punkten vortreflich gelang. Auch die Rolle der Amalia gewann durch die Vorstellung mehr, als im Lesen. Biß dahin empfehle ich meine geringe Person in die Nachsicht E. Exzellenz, und habe die Gnade mit der vollkommensten Verehrung zu beharren

E. Exzellenz
                ganz unterthäniger
                              Diener

Schiller.