Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Friedrich von Hoven

Stutgardt d. 4 Febr. [Sonntag] 1781.

Bester Freund.

Denk doch den Tausendsakerments-Streich! Schon 14 Tage wart ich auf Antwort und Geld von Dir wegen der Carmen von denen Du gehört haben wirst, und wunderte mich, daß Du mir keins von beiden schikst – gestern find ich Carmina und meinen Brief den ich Dir geschrieben habe, beim Logie changiren in meinen Scripturen noch zurük.

Du solltest ihn schon vor 14 Tagen bekommen, ist der Hundsvott mein Kerl schuldig – Nimms also nicht übel, Lieber, daß Du dem ich alles zuerst habe schiken wollen durch diesen Zufall zu kurz gekommen bist. Weil Du nicht hier warst, und ich wußte daß Du dem Verstorbenen und seinen Eltern gut warst, so nahm ichs auf mich, Dich auch zuzuziehen, und wie wir die Carmina ins Trauerhaus schikten, so schrieb ich express Deinen Nahmen zu den unsrigen; Ich soll Dir auch von den Eltern tausendfältig Dank dafür abstatten. Dieser Dank kostet Dich freilich 2 f. 12 Xr. Den soviel beträgt der Antheil eines jeden, der aufgeschrieben ist, und Theil an dem Carmen nahm (NB. Ich bin frei ausgegangen, wie die weit Luft!) Weil aber alle Mediciner, selbst D. Elwert ungefragt dazu gezogen worden, so nahm ich um so weniger Anstand in Deinem Nahmen zu consentieren. Die Fata meines Carmens verdienen eine mündliche Erzälung, den sie sind zum Todtlachen; ich spahre sie also biß auf Wiedersehen auf. Bruder! ich fange an in Activitaet zu kommen, und das kleine hundsvöttische Ding hat mich in der Gegend herum berüchtigter gemacht, als 20 Jahre Praxis. Aber es ist ein Nahmen wie deßjenigen, der den Tempel zu Ephesus verbrannte. Gott sei mir gnädig!

Sei so gut und schik mit dem nächsten Botentag das Geld, den Druker und Buchbinder überlaufen mich. Tausend Complimente an Deinen Vortreflichen H. Vater, Mutter und Schwestern.

Ich bin der Deinige

Schiller.

[Am Rande]: Du bekomst außer diesem noch 8 Exemplare. Lt. Schmid gab heute d. alten Frage.